Die Eisenbahnen. 79
Auch in China hat das Dampfroß seinen Einzug gehalten. Heute
läuft in Nordchina eine Eisenbahnlinie von Peking über Tientsin nach
Mukden zur transsibirischen Bahn, so daß nunmehr Europa und China, diese
beiden größten Menschenanhäufungen der Erde, in direkte Eisenbahnverbindung
gesetzt sind. Auch im deutschen Pachtgebiet Kiautschou dringt schon ein Schienen-
sträng bis Tsinanfu landeinwärts: die sog. Schantung-Eisenbahn. Im Betrieb
sind ferner die Linien Peking—hankau und Peking—pukou (Nanking gegen-
über). Die Mnnanbahn stellt die Verbindung des südwestlichen China mit den
indochinesischen Besitzungen der Franzosen her. Jedenfalls wird die Ausbreitung
des Eisenbahnwesens in China große Wirkungen haben, und zwar sowohl mit
Rücksicht auf Produktion, Handelspolitik und Güteraustausch als auch hinsichtlich
der Auswanderungs- und Arbeiterfrage.
In einer vor kurzem noch ungeahnten Weise wird der Bahnbau neuestens
auch in der Asiatischen Türkei betrieben, und zwar hauptsächlich durch deutschen
Unternehmungsgeist. Schon jetzt führt hier eine Linie von Haidar Pascha, s. von
Skutari, nach Angora und eine andere, noch wichtigere, über Konia nach Bul-
gurlu; sie soll im Interesse eines raschen Verkehrs mit Indien über Mosul und Bag-
dad nach dem Hafen Koweit am Persischen Meerbusen fortgeführt werden (Bag-
dad- oder Euphratbahn). Koweit wäre dann von London aus in 5, Bombay
in 9 Tagen (statt in 15) zu erreichen. Vollendet ist bereits die Linie Damaskus
—Mekka, die sog. Hedschasbahn, 1800 km.
Von sonstigen Bahnprojekten verdient noch Erwähnung die Fortführung der
Transkaspischen Bahn durch Zentralasien nach dem Tal des Jang-tse-kiang; sie
wird indes wohl erst in ferner Zukunft erfolgen.
Wichtigere asiatische Eisenbahnlinien.
Kleinasien und Syrien. Russisch-Jndien.
km Std km Std.
Krasnowodsk—andischan. . 1791 74
Haidar Pascha—bulgurlu . . 947 — Orenburg—taschkent . . . 1736 —
Beirut—damaskus.....147 11 Moskau—wladiwostok . . 6713 —
Jafa-Jerusalem..... 87 3 7, China
Damaskus-Mekka..... 1800 - Peking-Hankau . . . ' . 1209 36
Britisch-Jndien. Tsinanfu . . . 412 14
Berlm—pekmg..... — 14 Taae
Bombay—kalkutta..... 2250 60 Berlin-Tsingtau .... —17—22
4. Afrika.
Afrika ist lange am meisten zurückgeblieben. Verursacht wurde diese Erschei-
nung vor allem durch die Ungunst der physischen Verhältnisse. Ausgedehnte Gebiete
des Innern sind unwegsam, und außerdem steht einer nachhaltigen Ansiedlung
fremder Kulturvölker vielfach das ungesunde Klima entgegen; nimmt man noch
dazu den lange bestehenden Mangel an Lockmitteln des Verkehrs und die geringe
Rassenbegabung der Neger, so sind das Gründe genug wie für die niedrige
Kulturstufe des Erdteils überhaupt so auch für den bis in die jüngste Zeit so tiefen
Stand seines Eisenbahnwesens insbesondere.
6*
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
Extrahierte Personennamen: Haidar_Pascha
Extrahierte Ortsnamen: China Nordchina Peking Europa China Nanking China China Asiatischen_Türkei Angora Indien Mosul Persischen_Meerbusen London Bombay Damaskus Zentralasien Kleinasien Syrien Russisch-Jndien China
Damaskus-Mekka Afrika Afrika
86 Die Verkehrswege der Gegenwart.
War die ungeheure Wasserfläche des Meers einst gefürchtet und gemieden, so
ist sie heute ein Straßennetz ohnegleichen geworden. Gegenwärtig (1911) zählt'die
Welthandelsflotte rund 35000 Schiffe, darunter fast 26000 Dampfer mit über
28 Mill. Reg.-T. netto und einer Beförderungsfähigkeit vou mehr als 73 Mill.
Reg.-T.
5. Die überseeische Segelschiffahrt. Die moderne transozeanische Segel-
schiffahrt kämpft trotz aller Bemühungen, Fortschritte zu machen, einen harten
Kampf um die Existenz. Sie eignet sich nur für Massengüter, die durch eine
lange Seefahrt nicht leiden. Gegenwärtig sind die meisten Segelschiffahrten nach der
Nordküste Chiles, den sog. Salpeterhäfen, und nach Hinterindien, den sog.
Reishäfen, gerichtet. Die Kenntnis der Meeres- und Windströmungen erweist
sich dem Segler besonders notwendig. Mit Hilfe der Segelanweisungen bleiben
die Segelschiffe nur wenig hinter den Lastdampfern zurück.
6. Die bedeutendsten Seehäfen.^) Unter ihnen steht an erster Stelle London.
Ihm folgen von europäischen Häfen Hamburg, Liverpool, Antwerpen und
Rotterdam. Von den sonstigen nordwesteuropäischen Häfen nehmen noch
eine hervorragende Stellung ein: Cardiff, Bremen, Havre und Amsterdam.
Hieraus ergibt sich, daß London nicht mehr Alleinherrscherin im Weltverkehr ist.
Hamburg und Antwerpen sind bereits ebenbürtige Rivalen geworden, aber
auch die andern Großhäfen Nordwesteuropas haben den Kampf um ihre Selbständig-
keit erfolgreich geführt. Der größte Mittelmeerhafen ist Marseille. Bon außer-
europäischen Häfen nehmen den ersten Platz ein: New Aork und Hongkong.
Ii. Seekanäle.
Die Anlage künstlicher Wasserstraßen, welche die Durchfahrt großer Fahr-
zeuge gestatten, datiert aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der erste
große Schiffahrtskanal war der Kanal von Suez, dessen Eröffnung im Jahre
1869 von epochemachender Bedeutung für die Seeschiffahrt und den Welthandel
wurde; verkürzt er doch die Dampfschiffahrt von Europa nach Ostasien und Australien
gegenüber der Fahrt um das Kap der Guten Hoffnung um viele Tage (von Genua
nach Kalkutta z. B. um 39 Tage).
Die Zahl der ihn passierenden Schiffe ist von 486 im Jahre 1870 auf 4969 im Jahre
1911 gestiegen, die Zahl der Nettotonnen in den gleichen Jahren von 300000 bis aus 18,3 Mill.
Weitaus die Mehrzahl der Schiffe, die durch den Kanal gehen, sind englische (1910: 2778).
Doch ist der deutsche Schiffahrtsverkehr der Zahl der Schiffe und in noch höherem Grad
dem Tonnengehalt nach in steter Zunahme begriffen (1910: 635). Die Maße des nur für
Dampfer zu benutzenden Kanals find folgende: Länge 150 km, Breite au der Oberfläche
126 m, Tiefe 9y2 m. Die Fahrt durch den Kanal währt an 20 Stunden. Die Kanalgebühr
beträgt für die Registertonne 7,75 Frcs. (für ein Schiff mit 6000 Registertonnen somit
46500 Frcs.) und für die erwachsene Person 10 Frcs. Das Unternehmen erwies sich
geschäftlich als ein äußerst glückliches. Die alljährlich bezahlte Dividende beträgt seit langem
um 20%.
Der Kaiser-Wilhelm-Kanal verbindet die Nord- und Ostsee2).
x) S. auch die graphische Darstellung S. 29.
2) S. auch S. 33.
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Extrahierte Ortsnamen: Chiles Hinterindien London Hamburg Liverpool Antwerpen Rotterdam Cardiff Bremen Amsterdam London Hamburg Antwerpen Nordwesteuropas Marseille Hongkong Suez Europa Ostasien Genua Kalkutta
Wasserwege. 81
Sydney—brisbane (2870 km, 53 Std. = Paris—moskau). Zahlreiche Schienen-
stränge streben aber auch schon dem Innern zu, vor allem drei von der Queensländer
Küste aus. Diese Leistungen sind um so anerkennenswerter, als hier der Bahnbau
ganz besonders auch mit großen technischen Schwierigkeiten zu ringen hat. Der
größte Teil der Bahnen liegt ja in der gebirgigsten Gegend des Erdteils. Kühne
Steigungen, ansehnliche Tunnels und keckgespannte Brücken fehlen deshalb so
wenig wie in unsern Alpen. Zu den bisherigen Linien sind noch andere bedeutsame
in Aussicht genommen. Westaustralien erstrebt die Verbindung mit dem Schienen-
netz von Südaustralien, und dieses arbeitet an der Herstellung einer südnördlichen
Überlandbahn.
Der Stand des Eisenbahnnetzes 1908 in den fünf Erdteilen war rund
folgender: Europa 326000 km, Asien 95000 km, Afrika 31000 km, Amerika
505000 km, Australien 29000 km; Gesamtlänge 990000 km. Die Gesamtlänge der
Eisenbahnen beträgt ungefähr 25mal den Erdumfang oder fast 2y2 mal die mittlere
Entfernung des Mondes von der Erde.
6. Wasserwege.
I. Seewege und Seeschiffahrt.
1. Geschichte. Bis zum Jahr 1819 befuhren die Meere nur Ruder- und Segel-
schiffe. Seit der Nutzbarmachung des Dampfes für die Schiffahrt durch den Amerikaner
Robert Fulton (1807) entwickelte sich dann die Dampfschiffahrt auf hoher See, besonders,
als auch die Schraube erfunden war. Der ozeanische Verkehr gewann nun ganz bedeutend
an Schnelligkeit, Regelmäßigkeit, Sicherheit und Bequemlichkeit. Den neuesten Erfolg
stellen die Turbinendampfer dar. Welch gewaltige Fortschritte in bezug auf Schnellig-
feit im Vergleich zum frühern Schiffahrtsverkehr in jüngster Zeit erreicht wurden, erhellt
aus folgenden Angaben: Kolumbus erreichte die Bahamainfeln nach 70 Tagen; der erste
Dampfer „Savannah" durchfuhr 1819 den Atlantischen Ozean erst in 26 Tagen, und heute
wird das Atlantische Meer von den Schnelldampfern der deutschen Handelsmarine in
5% Tagen gekreuzt. Die Geschwindigkeit der Schiffe wird in „Knoten" gemessen, d. h. in
der Anzahl von Seemeilen (1 Seemeile = 1852 m), die in der Stunde zurückgelegt werden.
Die durchschnittliche Geschwindigkeit der modernen Schnelldampfer beträgt 23—24 Knoten
(= ebensovielen Seemeilen, rund 42—44 km in der Stunde). Das ist die Geschwindigkeit
eines Personenzugs. Freilich ist auch der Kohlenverbrauch der Schnelldampfer enorm.
Der „Kaiser Wilhelm Ii." vom Norddeutschen Lloyd benötigt täglich 672000 kg; seine Bunker
fassen 5700 Tonnen, d. i. 570 Waggons Kohlen. Die bisher schnellsten Fahrten über den
Atlantischen Ozean legten die englischen Dampfer „Lufitania" und „Mauretania"
von der Cunard-Linie zurück. Sie führen das „Blaue Band", das Siegeszeichen für
die schnellste Ozeanfahrt. Die „Mauretania" erzielte in der Stunde 24,25 Seemeilen;
die neuesten Torpedoboote erreichen sogar 36 Knoten = 65 km, d. i. die Geschwindigkeit
eines Eilzugs.
Gewaltig ist auch die Größe der Ozeandampfer gewachsen. Der im Frühjahr 1913
feine erste Fahrt antretende neue Riesendampfer der Hamburg-Amerika-Linie „Imperator"
(f. das Bild S. 30), der das größte Schiff der Welt sein wird, hat folgende Haupt-
abmessungen: Länge 276 m (mehr als V4 km!, Höhe des Ulmer Münsters 161 m), Breite
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Extrahierte Personennamen: Robert_Fulton Kolumbus Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Westaustralien Europa Asien Afrika Amerika Australien Atlantischen_Ozean
222
Dar Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
deutschen Staaten und Sachsen folgten einige Jahre später, und so wurde ein großer Teil Deutschlands wirtschaftlich geeinigt. In der Neujahrsnacht 1833/34 hoben sich zwischen den meisten deutschen Ländern die Schlagbäume, um die langen Reihen der wartenden Frachtwagen zum ersten Male ohne Zoll hindurchlassen; sie schlossen sich nicht wieder, und Ämtsber Handel hatte freie Bahn. Die segensreichen Folgen des Zollverein-mächten sich bald geltend. Seitdem zwischen den einzelnen Staaten die Zollschranken gefallen waren, öffnete sich dem Gewerbe ein e i n h e i t l i ch e s Absatzgebiet, das vom Bodensee bis zur Memel reichte. Nach außen traten die Zollvereinsstaaten gemeinsam auf und konnten die heimische Industrie durch gemeinsame Maßregeln schützen und fördern. Zugleich aber hatte der Abschluß des Zollvereins eine politische Bedeutung. Der regere Verkehr brachte Süd- und Norddeutsche näher zusammen; zum ersten Male war ein großer Teil Deutschlands unter Preußens Führung geeinigt; so war der Zollverein der Vorläufer der nationalen Einigung Deutschlands.
§ 227. Das wirlschmchi> Swifti in In denselben
Jahrzehnten begannen Deutschland der gewaltige Aufschwung des Gewerbes und des Verkehrs, der das neunzehnte Jahrhundert von allen früheren Jahrhunderten unterscheidet. Seit dem siebzehnten -Jahrhundert war Das F a örikwesen, der gewerbliche Großbetrieb, vielfach durch die Staatsregierungen begünstigt, allmählich dem Handwerk, dem Kleinbetrieb, zur Seite getreten; es ist erzählt worden, wie z. B. der Große Kurfürst und Friedrich der Große die Anlage von Fabriken auf jede Weise förderten. Seit dem Ende des achtzehnten Jahrhunderts trat nun dadurch ein ge-erfind«^™, waltiger Fortschritt im gewerblichen Leben ein, daß man die Dampfkraft der menschlichen Arbeit dienstbar machen lernte. James Watt, ein Schotte, hat um 1770 die erste brauchbare Dampfmaschine gebaut^"I807, wurde zu New-Aork das erste Dampfschiff, 1814 von dem Engländer George Stephenson die erste Lokomotive erbaut. Die Engländer waren das erste Volk, das sich die neuen Erfindungen in großem Maßstabe zu nutze machte; so wuchs England, wie es bereits der erste Handels- und Kolonialstaat der Welt geworden war, nunmehr auch zum ersten Industriestaat heran. Deutschland folgte England langsam nach. 1825_ fuhren die ersten Dampfer auf dem Rhein; ljg5 wurde die erste deutsche Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth dem Betrieb übergeben; der erste größere Schienenweg
Volkswirtschaft und geistiges Leben in Deutschland.
v
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_der_Große Friedrich George_Stephenson
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Deutschlands Deutschlands Deutschlands Deutschland England Deutschland England Rhein Nürnberg Deutschland
15
Die Lage Deutschlands.
(Mitteleuropäische Einheitszeit). Siehe Abb. §10 und die daneben
stehende Tabelle.
Anmerkung: Die Staaten Europas, die sich den Greenwicher Zeitzonen noch nicht an-
geschlossen haben, sondern ihre Einheitszeit nach der Zeit der Landeshauptstadt einrichten, sind
fettgedruckt. Die Ziffer in Klammern gibt an, wieviel die Uhren nach der bett. Zonenzeit zu
früh oder zu spät gehen.
Westeuropäische
Einheitszeit
Meridian von
Greenwich
Großbritan-
nien
Niederlande
Belgien
Frankreich
Portugal
(— 37 Min.)
Spanien
Die Verein. Staaten und Kanada sind in 6 Greenwicher Zeitzonen eingeteilt, für
die folgerichtig der 60., 75., 90., 105., 120. und 135.° w. v. Gr. maßgebend sind. Die Zeiten
haben besondere Namen; die des 60. Grades heißt Atlantische Einheitszeit, die des 75. die Ost»
liche Einheitszeit, die des 90. Zentral-Einheitszeit usw.
6. Der Westpunkt Deutschlands liegt unter 6°, der Ostpunkt unter
23° ö. v. Gr. Zeitunterschied also 68 Minuten. Nachrechnen: 23—6 = 17 mal
4 Minuten.
c) Die Lage Deutschlands zu den angrenzenden Meeren und
Gebirgen.
7. Deutschland hat im Norden und Süden bestimmte Natnrgrenzen; es reicht § 11
vom „Fels zum Meer", von den Alpen bis zur Nord- und Ostsee. Von größter
Wichtigkeit ist die Seegrenze (Schutz vor Feinden, Handelsmöglichkeit). Frei-
lich ist unsere Nordseeküste im ganzen für die Schiffahrt sehr ungünstig (Watten-
küste), aber Dollart und Jadebusen, Weser- und Elbmündung gestatten die Ein-
fahrt der größten Seeschiffe, so daß hier die Welthäfen Bremen und Ham-
bürg, der Kriegshafen Wilhelmshaven und der Ende der Wer Jahre außer-
ordentlich erweiterte Emdener Hafen aufblühen konnten. Zur Zeit der Hansa
war die Ostsee am wichtigsten (Grund!), heute ist es die Nordsee (Grund! Deutsch-
land heute die zweitgrößte Handelsmacht der Welt).
8. Im Osten sind die Grenzen Deutschlands ganz, im Westen zum großen Teil
„osfen". Im Westen das Belforter Tor (Burgundische Pforte) zwischen Was-
genwald und Schweizer Jura und das offene Lothringen. Nach Osten wurde die
Mitteleurop. Osteuropäische
Einheitszeit Einheitszeit
15. Grad 30. Grad
östl. von Gr. östl. von Gr.
Schweden Ruhland
Norwegen ( + I1/4 Min.)
Dänemark Rumänien
Deutschland Bulgarien
Luxemburg Ostl. Türkei
die Schweiz Ägypten
Österr.-Ung. Britisch-Süd-
Serbien afrika
Bosnien
Westl. Türkei
Italien
Griechenland
( + 35 Min.)
Kongostaat
Deutsch-Süd-
westafrika
Einheitszeit
des 12v. Grades
östl. von Gr.
(4-3 Stunden der
Greenw. Zeit)
Chiues. Küste
Westliches
Australien
Einheitszeit
des 135. Grades
östl. von Gr.
<->-9 Stunden der
Greenw. Zeit)
Japan
Südaustralien
Einheitszeit
des 15v. Grades
östl. von Gr.
(-<-10 Stundender
Greenw. Zeit)
Ostliches
Australien
Abb. § 10.
Zeitzonen.
I Westeuro-
päische,
Ii Mitteleuro-
päische,
Iii Osteuro-
päische Zeit.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Europas Spanien Kanada Deutschlands Deutschlands Deutschland Ostsee Bremen Deutschlands Lothringen Schweden Ruhland
Norwegen Japan Australien Westeuro-
206
Welt fährt rund 90 km in der Stunde. Er würde die Strecke bei ununter-
brochenem Lauf iu 1 Jahr 2 Monaten zurücklegen. An Bahnlänge stehen
die Vereinigten Staaten Europa voran. Dann folgen in weitem Abstände
Asien, Afrika und Australien. Das dichteste Eisenbahnnetz hat Belgien,
demnächst Großbritannien und iu dritter Linie das Deutsche Reich. Am
wenigsten Dichte weist unter den europäischen Staaten Norwegen auf.
Auf je 100 qkm des Staates entfallen 1905 auf
Belgien rund 25 km Italien rund 5l/2 km
Großbritannien „ 12 „ Vereinigte Staaten „ 4 „
Deutschland „ 10 „ Rußland „ l „
Frankreich „ 9 „ Norwegen „ 0,8 „
Ofterreich^Ungarn „ 7 „
b) Dampfschiffe. Der Gebrauch von Dampschiffen auf hoher See ist
seit 1838 iu Anwendung. Die Dampfer haben vor den Segelschiffen die
Unabhängigkeit vom Winde, die . in der Regel größere Tragfähigkeit und
bedeutendere Schnelligkeit der Bewegung vorans. So fährt ein Dampfschiff
in der Regel drei- bis fünfmal so schnell wie ein Segler.
Da es also in gleicher Zeit im Transport und Frachtwesen drei- bis
fünfmal soviel leistet, wie ein Regler, rechnet man seinen registrierten Tonnen
gehalt („Registertonnen") auch bis fünffach, wenn man seine'gesamttragfähig,-
keit mit der eines gleichgroßen Segelschisses vergleichen will.
Das Dampfschiff hat dem modernen überseeischen Weltverkehr sein
eigentliches Gepräge gegeben. Es hat im Seeverkehr einen ähnlichen
Umschwung hervorgebracht, wie die Eisenbahnen im Landverkehr. Mit der
Verwertung der Dampkrast gewannen die überseeischen Unternehmungen be-
deutend au Umfang, Sicherheit und Erfolg. Die beiden größten Dampf-
fchiffahrtsgefellschaften der Erde, der Norddeutsche Lloyd
in Bremen und die Hamburg-Amerika-Liuie, und andere Dampfergesellschaften
richteten einen regelmäßigen Verkehr zwischen den Haupthaudelshäseu der
Welt ein Dampferlinien") und wurden in diesen Bestrebungen von den
Staaten vielfach unterstützt.
Häfen. Nach der Vielseitigkeit der Verbinduugeu und der Größe des
Verkehrs teilt man die Häfen ein in Welthäfen, Großhäfen und Lokalhäfen.
— Von den Welthäfen gehen nach allen Seiten regelmäßige Dampfer-
Verbindungen aus; die Welthäfen bedienen sich keines andern Hafens als
Vermittler, sie bilden einen Verteiluugsmittelpuukt der Waren. Welthäfen
sind in:
1. England: London, Liverpool,
2. a t l. F e st l a n d s k ü st e: Hamburg, Antwerpen, Rotterdam—
Havre, Amsterdam, Bremen,
3. Südeuropa allenfalls: Marseille, Genua, Trieft,
4. Amerika: Neu-^ork, Buenos Aires, San Francisco,
5. Afrika: Kapstadt,
6. Asien: Schanghai, Jokohama, Bombay; als Anlaufhafen noch
(Singapore, Hongkong, Colombo).
Ein Vergleich der Handelsmarine der wichtigsten Seemächte zeigt so
recht die Überlegenheit der englischen Handelsflotte. (Vergl. S. 200.)
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Extrahierte Personennamen: Südeuropa
Extrahierte Ortsnamen: Vereinigten_Staaten_Europa Asien Afrika Australien Belgien Deutsche_Reich Norwegen Belgien Italien Großbritannien_„ Deutschland Frankreich Norwegen Bremen England London Liverpool Hamburg Antwerpen Amsterdam Bremen Marseille Genua Amerika Buenos_Aires Afrika Kapstadt Schanghai Bombay Hongkong Colombo
208
§ 104. Die Mittel des Weltverkehrs.
a) Die west- östliche: Paris —Köln — Hannover — Berlin —
Königsberg—st. Petersburg —Moskau, an welche bei jeder großen
Station Strahlen von Nebenlinien sich ansetzen.
Diese Richtung setzt von der asiatischen Grenze (Tscheljabinsk) die
transsibirische Bahn (6500 km lang) fort, die über Omsk, Jrkutsk
nach Wladimostock führen soll, deren andere Seitenlinie bis Port Arthur
(Dalny) und weiter nach Tientsin und Peking schon im Betriebe ist.
d) Der Orient-Expreßzug, der von London über Paris,
Straßburg, München, Wien, Ofen-Pest, Belgrad, Sofia nach Kon-
stantinopel geht, also den Nordwesten mit dem Südosten verbindet.
c) Die Linie London—paris—basel—st. Gotthard—mailand—
Brindisi, oder Paris —Lyon—turin — Bologna—brindisi.
Von Berlin beträgt die Fahrzeit nach St. Petersburg 33 Stunden,
nach Wien über Dresden, Prag 21 Stunden, nach Rom über München,
Brenner 38 Stunden, nach Paris 19 Stunden, nach London 23 Stunden,
nach Stockholm 25 Stunden.
In Amerika sind von besonderer Bedeutung die Panama-Bahn
zwischen Colon und Panama (3 Stunden) und die fünf Pacific-Eisen -
bahnen, welche den Atlantischen mit dem Stillen Ozean verbinden. Die
nördlichste geht durch Britisch-Nordamerika von Halifax über Montreal,
Winnipeg nach Vancouver (6 Tage), vier durcheilen die Vereinigten
Staaten, die älteste, von Neu-Iork über Chicago, den Großen Salzsee
nach S. Franzisko, ist die Union-Bahn.
Außer Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika finden
sich ausgedehnte Eisenbahnnetze noch in Vorderindien, Java, Japan,
Südafrika, Argentinien, Chile und Peru, Südostaustralien.
Die Länge aller Eisenbahnen auf der Erde beträgt (1900)
790000 km, was fast dem 20 fachen Erdumfang (40000 km) gleich-
kommt. Sie fördert täglich etwa 6 Milliarden Menschen und 7 Mil-
liarden kg Fracht. Bei ihrem Betriebe sind über 3 Millionen Menschen
angestellt.
Mit Schnelldampfern und Eilzügen setzt sich heute die kürzeste
Reise um die Erde mit folgender Zeitdauer zusammen:
London—neu-Aork (7 Tage)—Neu-Aork—vancouver (5y2 Tage)
— Vancouver — Jokohama — Schanghai — Singapore — Suez — Brindisi
— London (40 x/2 Tage): zusammen 64 Tage.
C. Ein wichtiger Gehilfe des Weltverkehrs ist der Nachrichten-
dienst. Durch Feuersignale machte man schon in den homerischen Zeiten
auf weite Entfernungen einander Mitteilungen. Im römischen Kaiser-
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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Extrahierte Personennamen: Arthur
(Dalny Franzisko
Extrahierte Ortsnamen: Paris Hannover Berlin Petersburg Tscheljabinsk Omsk Tientsin Peking London Paris Straßburg Wien Ofen-Pest Belgrad Sofia Brindisi Paris Berlin Petersburg Wien Dresden Prag Rom Paris London Stockholm Amerika Panama Halifax Montreal Winnipeg Vancouver Chicago Europa Amerika Japan Südafrika Argentinien Chile Peru
538
C. Grundzüge der Wirtschaftsgeographie,
in den verschiedenen Ländern unterschiedlich dicht von Schienenwegen durchzogen.
Sein festländisches Bahnnetz erscheint vor dem aller anderen Kontinente dadurch
ausgezeichnet, daß es in allen Teilen zusammenhängt (selbst Trajekte über die
Ostsee!). Die Hauptstrecken haben meist die Richtung von Nw nach So und von No
nach Sw, von einer Küste des Kontinents zur anderen („Überlandbahnen").
Infolgedessen kreuzen viele der wichtigsten Linien im mittleren Europa, und so
sind Berlin', Paris und Wien die bedeutendsten Eisenbahnknoten-
punkte des Erdteils geworden.
Die großen Durchgangslinien des Erdteils sind folgende:
I. N o r d o st - S ü d w e st - D i a g o n a l e.
1 Nord-Ervrek l St. Petersburg—berlin (1637 km, 28 Std.).
i. jcoro-U£prefl j Berlin—paris (1077 km, 17 Std..).
o Süd-Ervrek ' Paris—madrid (1455 km, 26 Std.).
^ ^"o^xprey { Madrid—lissabon (455 km, 10 Std.).
Ii. Nordwest-Süd ost-Diagouale.
3. Überlandbahn: London—calais—brindisi (2350 km, 45 Std.).
4. Orient-Expreß: Paris—konstantinopel (3100 km, 63 Std.).
Iii. Nord-Süd-Linien.
5. Nord-Süd-Expreß: Berlin—(Brenner)—Neapel (1950 km, 41 Std.).
6. Rhein — St. Gotthard — Genua-Linie: Hoek van Holland —Genua
(1400 km, 25 Std.).
Da zwischen der längsten Überlandbahn (Nord- und Süd-Expreß) und der
Sibirischen Bahn eine unmittelbare Gleisverbindung in Tscheljabinsk besteht, so
hat Europa Anteil an dem längsten Schienenwege der Erde, der Jnterkontinen-
talbahn (weil zwei Kontinente verbindend) Lissabon—paris—berlin—moskau—
Tscheljabinsk—jrkutsk—wladiwostok (13 500 km, etwa 18 Tage).
b) Amerika. Der volle Strom des Weltverkehrs, der Nordamerika quert,
und das rastlose Vordringen der Jankees nach dem „fernen Westen" haben hier
bis jetzt sieben Pazifik-Bahnen^ (Fig. 129) entstehen lassen. Ihre Länge beträgt
je 5000 bis 6000 km, daher die Fahrzeit 4^ bis 5| Tage. Die älteste ist die
Union-Pazifik-Bahn, die von New Jork über Chicago, den wichtigsten Bahn-
knotenpnnkt Nordamerikas (vgl § 156), und die Salzseestadt nach San Francisco
führt. Entsprechend kürzere Überlandbahnen durchziehen Mexiko und Mittel-
amerika (Tehuantepec-, Panama-Bahn)^. Außer den Pazifik-Bahnen hat Nord-
amerika wichtige Eisenbahnlinien, die von N nach S verlaufen.
Auch in Südamerika strebt der Bahnbau, dem ostwestlich gerichteten Verkehr
die Wege zu öffnen und die sehr unwegsamen Anden zu überwinden. Jedoch
ist trotz der verhältnismäßig geringen Entfernung von Ozean zu Ozean erst eine
Überlandbahn vollendet, die Transandinifche Bahn, die von Buenos Aires
nach Valparaiso führt und die Anden in 3200 m Höhe (Tunnel) überschreitet. Das
dichteste Bahnnetz in Südamerika hat Argentinien. Der Plan, New Aork und
Buenos Aires durch einen uuuuterbrochenen Schienenweg zu verbinden, harrt noch
seiner Verwirklichung.
1 Von Berlin strahlen 17 Eisenbahnlinien, darunter 11 Hauptlinien, nach allen Rich-
tungen der Windrose aus.
2 Pazifik-Bahnen, weil sie vom Atlantischen dem Pazifischen Ozean zustreben.
3 Einige Überlandbahnen sind im Bau begriffen.
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Extrahierte Personennamen: C. Überlandbahn Orient-Expreß Gotthard_— New_Jork
Extrahierte Ortsnamen: Europa Paris Wien Nordwest-Süd Nord-Süd-Linien Rhein Holland Tscheljabinsk Europa Amerika Nordamerika Chicago Nordamerikas San_Francisco Mexiko amerika Südamerika Valparaiso Südamerika Argentinien New_Aork Berlin
2. Der Verkehr.
537
Für Gebirgsländer ohne Kunststraßen ist der Verkehr durch „Saumtiere" ^
wichtig. Maultiere, Maulesel, Esel und Pferde tragen hier die Lasten. Gleiche
Dienste leistet in Wüstengegenden das mit 150 bis 200 kg belastbare Kamel, das
„Schiff der Wüste", das in einer Stunde etwa 4 bis 5 km zurücklegt. In Tibet
wird es durch den Jak, in den südamerikanischen Anden durch das Lama ersetzt.
In Indien ist der gezähmte Elefant ein wichtiges Lasttier.
In den Tropen Afrikas befördert da, wo Bahnen und Flußwege fehlen, der
Mensch die Lasten auf seinem Kopse (Trägerverkehr). Die Tragfähigkeit des
einzelnen Menschen beträgt 25 bis 30 kg bei einer Marschgeschwindigkeit von 3 bis
4 km in der Stunde.
2. Die Eisenbahnen. Durch kein anderes Landverkehrsmittel werden Ur- § 359.
erzeuguug und Verarbeitung so rasch und so innig in Verbindung gebracht, Fülle
und Mangel so leicht ausgeglichen wie durch die Eisenbahnen. Wirtschaftliche
Entwicklung und Ausgestaltung des Eisenbahnwesens stehen daher in so enger Be-
ziehnng zueinander, daß man von der Dichte und Leistungsfähigkeit des Eisenbahn-
netzes auf die allgemeine wirtschaftliche Stellung eines Landes schließen kann. Die
erste größere Strecke mit Lokomotivbetrieb überhaupt wurde 1830 zwischen Liver-
Pool und Manchester, die erste deutsche Eiseubahu 1835 zwischen Nürnberg und
Fürth eröffnet. Die Ausdehnung des Schienennetzes der ganzen Erde betrug 1910mehr
als 1 Mill. km, also ungefähr die 25fache Länge des Erdäquators. (Vgl. Tabelle § 365.)
Am dichtesten ist das Eisenbahnnetz an zwei Stellen der Erde: im mittleren
und westlichen Europa und im 80 von Nordamerika, also besonders in
den hasenreichsten Randländern des verkehrreichsten Ozeans. Das engmaschigste
Eisenbahnnetz, d. h. die größte Gesamtschienenlänge im Verhältnis zur Aus-
dehnung des Landes, besitzt Belgien; dann solgen Großbritannien, Deutschland
und die Schweiz, die Niederlande und Frankreich. In der Bahnlänge stehen die
Vereinigten Staaten mit annähernd 0,4 Mill. km (1919) weitaus an erster Stelle;
ihnen folgt das nur ^ so große Deutsche Reich mit einem Bahnnetz von über
60000 km Ausdehuuug (1910). Die geringste Bahnentwicklung zeigt bis jetzt Afrika.
Die Fahrgeschwindigkeit der Züge steigert sich von Jahr zu Jahr. In Groß-
britannien und Frankreich durchfahren die schnellsten Eisenbahnzüge durchschnittlich
90 bis 100 km in einer Stunde. Die durchschuittliche Stundengeschwindigkeit be-
trägt bei den Schnellzügen Deutschlands und Großbritanniens 65 bis 70 km, in
Rußland und Spanien aber nur 35 bis 40 km (Geschwindigkeit unserer Personen-
züge). Die Schnelligkeit der pazifischen Bahnen Nordamerikas geht über die der
deutschen Schnellzüge nicht hinaus; in der Betriebssicherheit stehen die amerikanischen
Bahnen hinter denen des Deutschen Reiches zurück. Die höchsten Eisenbahnen der
Welt sind die Oroya-Bahn und die Arequipa — Puno-Bahn, beide in
Peru, die annähernd 4600 bzw. 4800 m, also fast Montblanc-Höhe erreichen.
(Vgl. Tabelle § 365.) Die nördlichste Eisenbahn der Erde, die Osotenbahn, ver-
bindet Luleä am Bottnischen Busen mit Narwik am Westsjord in Nordskandinavien.
a) Das Eisenbahnnetz Europas. Die geographischen Verhältnisse waren dem
Bahnbau in Europa durchweg recht günstig, da die Beschaffenheit des Geländes
nirgendwo unüberwindliche Schwierigkeiten bereitete. Förderlich wirkten besonders
die Mannigfaltigkeit der natürlichen Ausstattung und der wirtschaftlichen Erzeugnisse
sowie die hohe geistige und materielle Kulturstufe der europäischen Völker. Daher
ist Europa heute nach allen Richtungen bis über den Polarkreis hinaus, wenn auch
1 Saum — Last (nicht etwa schmaler Weg).
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Extrahierte Ortsnamen: Tibet Indien Afrikas Nürnberg Europa Nordamerika Belgien Deutschland Niederlande Frankreich Afrika Groß- Frankreich Deutschlands Großbritanniens Spanien Nordamerikas Arequipa Peru Bottnischen_Busen Westsjord Nordskandinavien Europas Europa Europa
— 32 —
— 12°. — In Greenwich kulminiert die Sonne 6 St. 32 Min.
sqo
= 392 Min. früher als in Mexiko, folglich liegt Mexiko =
98° westl. als Greenwich. In Greenwich kulminiert die Sonne
56 Min später als in Prag, folglich liegt Prag -j- = 14° östlicher als Greenwich. 4
§ 40. Mitteleuropäische Zeit.
Die Uhren in Deutschland wurden bis zum 1. April 1893 nach der durch die Kulmination der Sonne bestimmten Ortszeit gestellt. Diese Zeit ist nicht für alle Orte in Deutschland gleich, weil die Sonne nicht zu gleicher Zeit allen Orten in Deutschland kulminiert. Bei einer verschiedenen Zeit in den einzelnen Orten eines Landes lassen sich genaue Fahrpläne der Eisenbahn nicht so leicht aufstellen als bei einer einheitlichen Zeit. Die Eisenbahnverwaltungen haben daher in fast allen Ländern schon längst bei der ersten Aufstellung eines Fahrplanes nach einer allen Orten desselben Landes gleichen sogen. Einheitszeit gerechnet. Das ist in England die Zeit von Greenwich, in Frankreich diejenige von Paris, in Spanien die von Madrid, in Italien die von Rom, in der Schweiz die von Bern, in Belgien die von Brüssel, in Holland die von Amsterdam, im westlichen Rußland die von Petersburg, im östlichen Rußland die von Moskau, in Schweden und im Deutschen Reiche die des 15. Meridians östl. von Greenwich.
So lange die Eisenbahnverwaltungen nur im innern Verkehr diese Einheitszeit anwenden und nicht durch die Bahnuhren in den einzelnen Orten danach gestellt und die Fahrpläne danach eingerichtet werden, hat die Annahme einer Einheitszeit seitens der Eisenbahnen feine Bedeutung für das übrige bürgerliche Leben. Dies tritt erst dann ein, wenn die Eisenbahnen auch für den äußeren Verkehr nach der Einheitszeit rechnen, also auch alle Bahnuhren danach gestellt und die Fahrpläne danach gemacht werden. Dann wird neben der Einheitszeit der Eisenbahn die Ortszeit sich nicht halten können; denn bei dem heutigen großartigen und immer noch steigenden Verkehr spielt die Eisenbahn eine so tief in das öffentliche Leben einschneidende Rolle, daß es nicht gut angehen wird, Orts- und Eisenbahnzeit zu trennen, und da es im gewöhnlichen Verkehr auf einige Minuten früherer oder späterer Zeit nicht ankommt, im Eisenbahnverkehr jedoch eine einzige Minute von größter Wichtigkeit sein kann, so wird schließlich die Eisenbahnzeit, also die Einheitszeit des betreffenden Landes, auch für das ganze bürgerliche Leben maßgebend und für dasselbe als gesetz-
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Extrahierte Ortsnamen: Mexiko Mexiko Prag Prag Deutschland Deutschland Deutschland England Frankreich Paris Spanien Madrid Italien Rom Bern Belgien Holland Amsterdam Petersburg Moskau Schweden